WiYou.de – Ausgabe 3/2023

WiYou . Wirtschaft und Du . Ausgabe 3-2023 Foto: Sandra Böhm 8 Philipp ist ein solcher Rechtsanwaltsfachangestellter. Gerade ist er im ersten Lehrjahr in der Kanzlei Kestel in Erfurt. Nach dem Abitur war er erst bei der Bundeswehr und hatte danach auch mal darüber nachgedacht, zur Polizei zu gehen oder Jura zu studieren. Nach ein paar Umwegen ist er schließlich wieder bei einem Rechtsberuf gelandet: „Recht war immer ein Thema für mich. Ich denke, dass ich gut sondieren kann, was inhaltlich wichtig ist.“ Jetzt arbeitet er sehr eng mit demAnwalt zusammen und übernimmt alle Zuarbeiten, die für ihn und seine Arbeit wichtig sind. Das fängt morgens mit der Post an, geht über die üblichen Büro-Arbeiten, wie Druckerpapier nachzubestellen, bis zur Betreuung der Mandanten und der Korrespondenz mit den anderen Parteien eines Rechtsfalls. Das bedeutet zum Beispiel, dass er Schriftstücke für Mahnverfahren oder Zwangsvollstreckungen vorbereitet. Die Betreuung der Mandanten beginnt mit dem ersten Klingeln des Telefons. Dabei nimmt er alle wichtigen Informationen auf, die er an den Anwalt weitergibt, und vereinbart einen Termin zur genaueren Besprechung des Falls. Natürlich ist er auch zur Stelle, wenn die Menschen EMails an die Kanzlei senden oder persönlich vorbeikommen. „Für mich ist Rechte Hand des Anwalts Stell dir vor: Du willst in eine WG ziehen, der Mietvertrag ist unterschrieben, doch der Vermieter rückt den Schlüssel zur Wohnung nicht raus. Also rufst du bei einem Anwalt an. Doch bevor du direkt mit ihm sprichst, geht der Rechtsanwaltsfachangestellte ans Telefon. der größte Pluspunkt an dem Beruf, dass ich nicht nur einen Teil des Prozesses mitbekomme, bis wer anderes die Arbeit zu Ende führt oder man Zuarbeiten bekommen hat, sondern von A bis Z alles mitkriege. Von demMoment an, wenn ein Mandant sich meldet, weil er ein Problem hat, begleiten der Rechtsanwalt und ich ihn bis zur Lösung. Wenn dann nach Abschluss des Falls ein Danke kommt, ist es das Größte“, beschreibt der 28-Jährige seine Motivation. Die Basics für den Beruf lernt er in der Berufsschule. Dort lernt er, was im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt ist, welche Arten von Personen es im juristischen Sinne gibt und die Grundlagen der jeweiligen Rechtsgebiete. Da auch die Buchhaltung der Kanzlei in seinen Aufgabenbereich fällt, lernt er auch, wie man Rechnungen schreibt und was für Gebühren die Kanzlei abrechnen kann. „Der Aha-Moment kommt dann in der Praxis“, sagt Philipp. Da seine Kanzlei auf Miet-, Bau- und Erbrecht spezialisiert ist, lernt er viel darüber. Er könnte nach Abschluss der Ausbildung aber auch in jeder Kanzlei mit einem anderen Schwerpunkt eine Anstellung finden. Wer sich für diesen Beruf interessiert, sollte laut Philipp zuverlässig und höflich sein und Spaß am Umgang mit Menschen haben. Da Rechtsanwaltsfachangestellte mit sehr sensiblen Daten zu tun haben, müssen sie den Datenschutz sehr ernst nehmen. Eine Sache ist ihm besonders wichtig. „Man sollte nie vergessen, dass man Menschen bei Streitigkeiten betreut, die sie nicht selbst lösen können oder dabei beraten werden wollen. Das darf man nicht außer Acht lassen.“ (sa) Rechtsanwaltsfachangestellte vereinbaren Termine für Anwälte und übernehmen Absprachen und die Korrespondenz mit Mandanten, anderen Kanzleien und Gerichten. Ausbildungsdauer: 3 Jahre Rechts- anwalts- fachange- stellter (m/w/d) kurz & knapp

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